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Das Schwandorfer Braugewerbe


Kommunbraugewerbe

Wie im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit in der gesamten Oberpfalz, Teilen Frankens und Niederbayerns (Bayerischer Wald) gebräuchlich, lag das von der Obrigkeit konzedierte Recht der Bierproduktion in den Händen der Klöster, Hofmarksherren und vor allem der Kommunbrauer. Voraussetzung für die Genehmigung an letztere allerdings war das Bürgerrecht, verbunden mit Grundbesitz und Gewerbebetrieb in der jeweiligen Gemeinde.

In Schwandorf standen die kommunalen Brauhäuser und Mulzen an der Naab. Dort bereiteten die Brauer ihren Sud und gaben ihn anschließend zur Gärung und Lagerung in die Felsenkeller. War das Bier dann trinkreif, erfolgte der Ausschank in einer festgelegten Reihenfolge. Der Kommunbrauer rüstete die "gute Stube" zuhause zur Schenke um und brachte zum Zeichen für frisches Bier einen Zeigl (Zoigl, Zeugl) oder Buschen am Anwesen an. Sobald seine Biervorräte aufgebraucht waren, kam die Reihe an den nächsten Braugenossen, bis schließlich jeder von ihnen einmal den "Schankwirt" gestellt hatte und sich das Spiel von Neuem wiederholte.

Kommunbraugewerbe als bedeutender Wirtschaftsfaktor der Stadt

Bald wuchs das Kommunbraugewerbe in Schwandorf zu einem ansehnlichen Wirtschaftsfaktor. Mußten die Bürger von der Mitte des 15. bis in die 20er Jahre des 16. Jahrhunderts noch Bier von außerhalb zukaufen, so konnten sie schon 40 Jahre später in die umliegenden Ortschaften und Städte, so z. B. nach Regensburg und Nabburg, "exportieren". In der Beschreibung des Pfleg- und Fischmeisteramtes Schwandorf durch Christoph Vogel aus dem Jahr 1600, wird das Brauwesen neben der Landwirtschaft und der Fischerei als wichtigste Einnahmequelle der Stadt und ihrer (Kommunbrau-)Bürger bezeichnet. Auf der zugehörigen Landkarte sind die Felsenkeller als topographisches Charakteristikum in einer kleinen Kartusche bei der Stadt vermerkt. Das wiederum zeigt, daß ihre Anzahl bereits bedeutend genug war, um hier eine ausdrückliche Erwähnung zu finden. Dieser allgemeine wirtschaftliche Aufschwung wurde lediglich durch den 30jährigen Krieg unterbrochen, in dessen Verlauf nicht nur die Bierherstellung stockte, sondern auch der hiesige Weinanbau endgültig zum Erliegen kam.

Erneuter Aufschwung nach dem 30jährigen Krieg

Erst zu Ende des 17. Jahrhunderts erholte sich die Stadt von den verheerenden Kriegsfolgen und das Brauwesen kam wieder in Schwung. Der Bau des Kapuzinerklosters und die beginnende Wallfahrt auf den Kreuzberg sowie die Einrichtung des Thurn-und-Taxis'schen Postdienstes verstärkten die seit vorgeschichtlichen Zeiten bestimmende Rolle der Stadt als Drehscheibe für den Handelsverkehr. Dies verhalf Schwandorf zu neuer wirtschaftlicher Prosperität mit dementsprechender Auswirkung auch auf den Bierkonsum und damit den Felsenkellerbau. Eine Grund- und Steuerbeschreibung von 1727 nennt bereits 68 Felsenkellerbesitzer. Diese hatten nach Ausweis der Stadtkammerrechnungen an das Gemeinwesen Kellerzinsen zu zahlen, da die Keller inner- und ausserhalb der Wehrmauern unter kommunalem Grund errichtet worden waren.