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Prof. Dr.- Ing. Gerhard Hirzinger 1945

Wissenschaftler

Geboren am 17. Januar 1945 in Schwandorf als Sohn des Kriminalkommissars Michael Hirzinger und seiner Ehefrau Frieda, geb., Zitzler. Besuch der Volksschule in Schwandorf, danach der Oberrealschule in Amberg mit Abitur.
Studium an der TU München 1964 -1969 Elektrotechnik, Promotion 1974 auf dem Gebiet der „digitalen Regelung".

Zunächst Leiter der Abteilung „Automatisierung" im DFVLR heute DLR-lnstitut für Dynamik der Flugsysteme in Oberpfaffenhofen, die er auf sensorgeführte Rotorsteuerung ausrichtete, wurde er 1992 Direktor des inzwischen umbenannten DLR-lnstituts für Robotik und Systemdynamik heute (Mechatronik). In dieser Zeit befasste er sich auch mit der Initiierung und technischen Leitung des sehr erfolgreich verlaufenen Roboter-Technologie-Experimentes (ROTEX) für die Spacelab-D2- Mission, bei der erstmals in der Raumfahrtgeschichte ein mit multisensorieller Intelligenz ausgestatteter Roboter ins All flog und von der Erde aus ferngesteuert prototypischen Aufgaben erledigte. Danach gelang die Entwicklung von Service­ Robotern als „verlängerter Arm des Menschen im All" unter anderem mit dem Demonstrationsexperiment ROKVISS auf der internationalen Raumstation (in der Fachsprache als „Telepräsenz" bezeichnet). Mit diesen und anderen Erfolgen wurde Hirzinger zu einem der international bekanntesten Robotik-Forscher und hat als erster alle hochrangigen Auszeichnungen in der Robotik erhalten, die international vergeben werden. (IEEE Field Award „Robotics and Automation“, 2007 und AIAA Space Automation and Robotics Award Institute of Aeronautics and Astronautics, 2009).

Prof. Hirzinger wurde mit seinem lnstitut auch durch spektakuläre Technologie- Transfers in erdgebundenen Anwendungen bekannt. So ist die DLR-Space-Mouse heute die weltweit populärste 3D-Mensch-Maschine-Schnittstelle. Eine Reihe von viel beachteten mechatronischen Entwicklungen sind dem Institut gelungen, so die ultraleichten Robot-Arme und mehrfingerigen künstlichen Händen, im Bereich der Medizintechnik ein kabelloses künstliches Herz sowie das Konzept eines zukunftweisenden Chirurgie-Robotik-Systems.

Auch in der Flugzeug- und Fahrzeug-Technik kann das Institut beindruckende Ergebnisse vorweisen, wie es auch am Aufstieg des deutschen Industrie-Roboter­ Hersteller KUKA zur Weltspitze maßgeblich beteiligt war, wodurch zahlreiche industrielle Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Und schließlich bewies Prof. Hirzinger auch seine besondere Verbundenheit mit seiner bayerischen Heimat. Auf seine Initiative spendierte das DLR eine Laufmustersimulation als wichtige Grundlage für den Bau des schrittfähigen Drachens der Stadt Furth im Wald. Außerdem „realisierte" der Roboter-Experte die Visionen König Ludwigs II. mit seinen dreidimensionalen Modellierungen, die zu sehen waren bei der bisher meistbesuchten Landesausstellung „Götterdämmerung" auf Herrenchiemsee.

Die geniale Fähigkeit und das erfolgreiche Wirken von Prof. Hirzinger fanden allseits Anerkennung und vielfache Auszeichnungen. Schon die von ihm angestrebte und realisierte Integration von Maschinenbau, Elektronik und Informations- bzw.

Computer-Technik zur Mechatronik als Schlüsseltechnologie unserer künftigen Industriegesellschaft rechtfertigte seine Berufung als Honorarprofessor der Fakultät Informatik und der TU München 1991 sowie zum Sprecher des bayerischen Kompetenznetzwerkes Mechatronik, einem wichtigen Projekt der bayerischen High­ Tech-Offensive. Inzwischen gehört er auch dem Zukunftsrat der bayerischen Wirtschaft an.

Volle Würdigung seines Schaffens erfuhr er mit der Verleihung des „Wilhelm-Leibniz­ Preises" 1995. Die als „kleiner Nobel-Preis" bezeichnete Auszeichnung ist der höchstdotierte deutsche Förderpreis der Forschung für wissenschaftliche Leistungen mit der gleichzeitigen Zielsetzung, die Forschungsmöglichkeiten erweitern zu können. Dazu erfolgte seine Aufnahme in die beiden hochrangigen deutschen Wissenschaftsakademien Leopolidina und Acatech. Zu den vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen kam am 28. April 2004 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Prof. Hirzinger und nun 2014 die Ehrung durch den Freistaat mit dem Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, der höchsten - auf 100 lebende Personen begrenzten - Auszeichnung Bayerns. Der Orden wurde ihm durch Ministerpräsident Horst Seehofer verliehen für seine großen wissenschaftlichen Verdienste vor allem bei der Hightech-Offensive Bayerns und die Spitzenstellung in der Roboterforschung. Eine weitere große Anerkennung fand er durch die Berufung in das Kuratorium des Deutschen Museums in München, dessen zweiter Vorsitzender er jetzt ist.

Als der 1990 gegründete Verein „Partner für den Landkreis Schwandorf“ im Mai 2010 erstmals seinen  Zukunftspreis, und zwar für die Kategorie Wirtschaft vergeben hat,  konnte er den renommierten Wissenschaftler Prof. Hirzinger als Mitglied der Jury und das Laudator gewinnen. Dieser stiftete einen Sonderpreis von 500 Euro für soziales Engagement und einen humanitären Beitrag zur Gesellschaft. Eine Auszeichnung für den Verein und ein Erlebnis für die Teilnehmer war sein Festvortrag zum Thema „Die Zukunft der Robotik und Mechatronik“. 

Nicht zuletzt durch die Tatsache, dass seine Eltern bis zu ihrem Tode vor wenigen Jahren in Ettmannsdorf gewohnt haben und seine engsten Verwandten dort leben, ist er seiner Oberpfälzer Heimat immer treu geblieben. Diese brachte ihren Stolz auf ihn im August 2011 durch die für Ostbayern erscheinende „Wirtschaftszeitung" sowohl auf der Titelseite als auch in einem zweiseitigen Beitrag „Der Herr der Roboter - Gerd Hirzinger ist weltweit führender Spezialist" zum Ausdruck. Jetzt will ihn auch seine Vaterstadt ehren. Prof. Dr. Hirzinger wird als erster in die Reihe „Berühmte Schwandorfer Persönlichkeiten" - erstellt zur 1000- Jahrfeier der Stadt - mit dieser Würdigung zusätzlich aufgenommen. Der Vater von zwei Kindern lebt jetzt mit seiner Ehefrau in Seefeld in Oberbayern.

Quellen:
Technische Universität München
http://de.Wikipedia.org.wiki Gerhard Hirzinger
News Archiv Oberpfaffenhofen 28.04.2004
„Spektrum der Wissenschaft" 10/2013
Der NEUE TAG Nr. 112 /113 18/19.05 2010
„Wirtschaftszeitung" Nr. 9 September 2011
Mittelbayerische Zeitung v. 5. Dezember 2014, Seite 33

Text: Franz Sichler
Recherchen: Alfred Wolfsteiner und Franz Sichler