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Stadtarchiv - Neuerscheinung: "Schwandorf 1945"

Das Jahr 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges und damit auch den Beginn der Nachkriegszeit. Deutschland wird in Besatzungszonen eingeteilt, Bayern gehörte damals zur amerikanischen Zone.

Die Stadt Schwandorf, im Jahre 1945 mit ca. 12.000 Bewohnern, wurde am 17. April durch einen fürchterlichen Luftangriff schwer zerstört. Über dieses schreckliche Ereignis existieren schon einige Abhandlungen und Publikationen. 75 Jahre sind seitdem vergangen, die Stadt Schwandorf gedenkt jedes Jahr dieser Bombennacht, die als das schlimmste Ereignis in unserer doch schon langen Stadtgeschichte einging. Heute, im Jahre 2020, leben nur noch wenige Zeitzeugen, die das Bombardement, aber auch die unmittelbare Zeit danach noch als Kinder oder Jugendliche bewusst miterlebt haben. Umso wichtiger ist es, diese Zeit nach der Zerstörung unserer Stadt zu dokumentieren, um so nachfolgenden Generationen diese, von Hunger, Obdachlosigkeit aber auch von unbändigem Wiederaufbauwillen gekennzeichnete Zeit zu verdeutlichen.

Wir im Stadtarchiv Schwandorf sind in der glücklichen Lage, über ausreichendes, hoch interessantes Aktenmaterial der Zeit nach der Bombardierung und vor allem der Jahre unter der Militärregierung zu verfügen. Bei der Erschließung der Dokumente reifte schon vor Jahren in mir der Gedanke, aus den unmittelbar nach dem 17. April 1945 vorhandenen Akten eine eigene Publikation, mit dem Schwerpunkt: „Leben und Überleben in Schwandorf im Jahre 1945 ff“, aufzulegen. Ursprünglich hatte ich geplant alle Jahre der Militärregierung in einer Abhandlung zusammenzufassen. Bei der Fülle der im Stadtarchiv befindlichen Dokumente ließ ich diesen ersten Ansatz jedoch bald wieder fallen und so entschlossen wir uns, (ich konnte Herrn Erich Zweck für dieses Projekt gewinnen) nur das Jahr 1945, dafür aber umso ausführlicher, darzustellen. Ganz bewusst wurde auch größtenteils verzichtet, Aktenmaterial aus anderen Archiven in das geplante Buch mit einzuarbeiten.

Die Ereignisse des Jahres 1945 werden chronologisch dargestellt, als roter Faden dienen die über 200 Bekanntmachungen der amerikanischen Militärregierung für die Stadt Schwandorf. Oft erschienen gleich mehrere solcher Bekanntmachungen an einem Tag. Diese mussten ja so schnell als möglich der Bevölkerung zu deren Beachtung bekanntgegeben werden. Zu diesem Zweck wurden einige Anschlagtafeln im Stadtgebiet aufgestellt. Diesen Dokumenten haben nun Herr Studiendirektor a. D. Erich Zweck und ich, zum jeweiligen Datum, weitere Akten (Polizeiberichte, Lageberichte und vieles mehr) angefügt, so dass sich am Ende eine chronologische Zusammenfassung der Ereignisse und Bestimmungen des Jahres 1945 ergibt.

Die bisher nicht veröffentlichten Polizeiberichte zeigen ganz eindrucksvoll, wie die Bestimmungen und Bekanntmachungen überwacht und Vergehen daraus geahndet wurden.
An manchen Tagen wurden zwischen 10 und 15 Personen wegen unterschiedlicher Vergehen inhaftiert, jedoch oft am nächsten Tag wieder aus der Haft entlassen. Für die Polizei war es die ersten Monate nicht leicht, ohne Waffen und Uniform für Ruhe und Ordnung in einer total überfüllten und beengten Stadt zu sorgen. Erschwerend kam hinzu, dass die deutschen Polizisten oft keine Handhabe gegen Ausländer hatten. So musste sehr oft, um eine Durchsuchung oder gar eine Verhaftung durchführen zu können, nach der amerikanischen Militärpolizei geschickt werden.

Schwierigkeiten gab es natürlich auch im Zusammenleben auf engsten Raum. Mehrere Familien teilten sich eine Wohnung oder gar ein Zimmer, und dass es dadurch zu Meinungsverschiedenheiten kam, ist mehr als verständlich. Eine zu über 70 % zerstörte Stadt mit vielen Flüchtlingen, ehemaligen Zwangsarbeitern und befreiten KZ-Insassen hat es allerdings geschafft, ein einigermaßen humanitäres Zusammenleben zu organisieren und gemeinsam den so wichtigen Wiederaufbau der Gebäude, Verkehrswege und Versorgungsanlagen zu bewerkstelligen.

Anhand eines ausgewählten Beispiels wird das Lebensbild eines ehemaligen KZ-Insassen (Oskar Albert), welcher nach seiner Befreiung 1945 einige Jahre in Schwandorf verbrachte, aufgezeigt. Die Tochter von Oskar Albert, Helen Albert, besuchte schon mehrmals die Gedenkstätte in Flossenbürg mit ihrer Tochter Sarah. Ebenfalls erkundeten beide 2014 die Stationen ihres Vaters in unserer Stadt. Umfangreiche Unterlagen aus dem Privatbesitz und der Gedenkstätte Flossenbürg gelangten so, wenn auch nicht im Original, in das Stadtarchiv Schwandorf. Am Beispiel von Oskar Albert soll versucht werden die Schrecken, die Unmenschlichkeit und die Sinnlosigkeit von Krieg, heruntergebrochen auf eine Person, zu veranschaulichen.

Herr Zweck hat sich außerdem mit der Bombardierung am 17. April und einer umfangreichen Auswertung von Zeitungen, zum Thema des Buches, in Regensburger Archiven und Institutionen beschäftigt. Da der Umfang dieser Publikation nun doch die anfangs angestrebte Seitenzahl erheblich überschreiten wird, wurde im Vorfeld intensiv darüber diskutiert, ob eventuell die ein oder andere Bekanntmachung weggelassen werden kann. Die beiden Autoren waren sich jedoch schnell darüber einig, die Informationen, auch wenn diese rein amtlichen Charakter besitzen, nicht zu kürzen, um dem Leser die Zeit des Jahres 1945 in Schwandorf so authentisch wie möglich nahezubringen. Ganz bewusst wurden manche Berichte, so z.B. zur gesundheitlichen Lage, nicht gekürzt, sondern wortgetreu übertragen. Da aus dieser Zeit nur Aufnahmen der zerstörten Stadt bekannt sind, wurden diese, neben dem ein oder anderen Scan von Dokumenten als mahnende Zeitdokumente zum umfangreichen Text gewählt. Das Buch soll ein Dank an die beispiellose Wiederaufbauleistung unserer Großeltern und Eltern sein, die es durch ihre Entbehrungen und ihren Willen, eine zerstörte Stadt wieder wohn- und lebenswert zu gestalten, geschafft haben uns den Nachkriegsgenerationen, ein Leben in Wohlstand und Frieden zu ermöglichen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Erbe auch an unsere Kinder und Enkelkinder weiterzugeben. Dieses Buch soll ein kleiner Betrag dazu sein. Wie schnell sich unser doch so gewohntes Leben ändern kann, zeigt die furchtbare COVID-19-Pandemie, welche sich innerhalb weniger Monate auf die ganze Welt ausbreitete.

Das Buch mit 333 Seiten und vielen Bildern ist für 29,90 Euro über das Tourismusbüro Schwandorf und im Buchhandel erhältlich.

Josef Fischer
Stadtarchivar

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