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Die Aufgabe des Türmers

Auch die Aufgabe des Türmers änderte sich im Laufe der Zeiten. Während er bis in die Jahre nach dem unseligen 30jährigen Krieg vornehmlich die wachsamen Augen auf die nähere Umgebung richtete, ob nicht von irgendwoher ein Soldatenhaufen angerückt kam, musste er später das Hauptaugenmerk den eng zusammengepferchten Dächern der Stadt widmen. Wehe, wenn irgendwo ein verdächtiges Wölkchen sich emporringelte oder gar die ersten Flammen züngelten! Man muss sich nur ein wenig hineindenken in das Leben einer Stadt vor wenigen hundert Jahren: Offenes Licht und offener Herd in den Wohnräumen, die Häuser klebten eng aneinander. An den Aussenwänden stapelte man das Brennholz. Noch duckten sich die Häuser unter schweren Stroh- und Schilfdächern. Nur die reichen Bürger liessen sie mit teuren Ziegeln decken. Wenn irgendwo ein Brandherd entdeckt war, musste jeder mit zupacken. Die Feuerschutzordnung von 1553 befahl jedem, "er sei Burger oder Inwohner, Knecht oder Maid", zu helfen und zu retten. Nur so konnte es gelingen, eine Katastrophe abzuwenden.

Der Türmer hatte ursprünglich das Feuerhorn zu blasen und damit die Leute zu rufen. Im helmbewehrten Türmchen hing später das Feuerglöckchen, mit dem bis spät ins 19. Jahrhundert zur Erinnerung an den Sieg über die Hussiten am Michaelitage 1433 täglich der "Hussaus" geläutet wurde.

Einer der Türmer war um 1800 Michael Kunz, dem 1812 in einer dämmrigen Stube ein Sohn Konrad Max geboren wurde. Die Erfindungen der Neuzeit erübrigten das Amt des Stadttürmers. Die Nachrichtentechnik lieferte schnellere und zuverlässigere Alarmeinrichtungen. Der Blasturm stand längere Zeit leer, nachdem der letzte Türmer Luschner verstorben war. Vor und unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg diente er als Heimatmuseum.



Zur 1000-Jahrfeier der Stadt im Jahr 2006 erfuhr der Blasturm eine völlig neue Innengestaltung als Dauerausstellung mit Vitrinen und Ausstellungsgegenständen. Auf Texttafeln wird über die Geschichte des Turmes, über das Türmerwesen und über Konrad Max Kunz informiert. Der Blasturm wurde zu einem Schmuckstück und ist der Höhepunkt bei den Stadtführungen.